Ein Resümee der Krisenintervention vor Ort
Regensburg. 08.50 Uhr. Eine ältere Dame schlendert mit ihrem Yorkshire Terrier durch eine hübsch angelegte Grünanlage. Auf einer Parkbank sitzt ein Herr mit grau meliertem Haar und liest die aktuellen Schlagzeilen der heutigen Tageszeitung. Eine junge Mutter betrachtet lächelnd ihr schlafendes Neugeborenes im Kinderwagen.
Niemand scheint die verzweifelt wirkende Frau hinter dem großen Panoramafenster eines der idyllischen Vorstadtreihenhäuser zu bemerken, welche sich panisch an den Hörer des schnurrlosen Telefons klammert.
08.55 Uhr: Ein Anruf in der Leitstelle Schwandorf. Eine Frau mittleren Alters bittet verzweifelt um Hilfe. Die 18- jährige Tochter der Dame ziehe sich seit dem plötzlichen Tod des Vaters zunehmend zurück. Heute Morgen habe die aufgelöste Mutter einen Abschiedsbrief im Rucksack der Tochter gefunden.
09.20 Uhr: Ein Einsatzteam des mobilen Dienstes der Leitstelle Oberpfalz ist auf dem Weg nach Regensburg.
13.00 Uhr: Nach gemeinsamen Gesprächen erklärt sich die junge Frau freiwillig dazu bereit, vorübergehend in eine psychiatrische Klinik zu gehen um in einem geschützten Setting schnell Hilfe zu bekommen.
Für die beiden Mitarbeiter der mobilen Dienste des Krisendienst Oberpfalz ist der Fall für heute erledigt.
„Manchmal fühlt sich der Anruf aus der Leitstelle wie der Moment vor dem Öffnen einer Wundertüte an – du weißt nie was dich in diesem Moment erwartet“, berichtet eine Mitarbeiterin unserer mobilen Dienste nach einer Führung durch die Leitstelle beim gemeinsamen „Meet and Greet“ mit Kaffee und Kuchen.
Rund 35 Mitarbeiter zählt das mobile Team der Leitstelle Oberpfalz mittlerweile. Bis zum Dezember sollen die mobilen Dienste um 15 weitere Mitarbeiter aufgestockt werden. 48 mobile Einsätze gab es in den letzten 12 Monaten in der Oberpfalz. Bayernweit wurden die mobilen Teams von März bis Dezember 2021 sogar ganze 2340-Mal aktiviert.
Geschäftsführer Jens Scheffel zieht im Rahmen seiner Ansprache zum Tag der offenen Tür am 14. Juli 2022 zufrieden Bilanz. „Wir sind sehr dankbar für die hohe Einsatzbereitschaft und die wertvolle Arbeit jedes einzelnen Mitarbeiters. Nur gemeinsam können wir dem gesetzlichen Auftrag, aber vor allem den Bedürfnissen der Hilfe suchenden Menschen gerecht werden.“
Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der mobilen Dienste kommen aus den verschiedensten Berufsgruppen und leben Oberpfalzweit an den unterschiedlichsten Standorten. Jede/r Einzelne arbeitet nach individueller Expertise sowie nach persönlicher und fachlicher Erfahrung. Eines jedoch haben alle Kolleg: innen gemeinsam – in der Krise funktionieren sie als Team und sind zusammen für Menschen in emotionalen und seelischen Notlagen da. Vertraulich. Menschlich. Qualifiziert.