Krisen gehören zum Leben
Jede Krise ist anders
Seelische Krisen können jeden treffen – unabhängig von Geschlecht, Alter, Bildung, Beruf, Herkunft oder sozialem Status. Enttäuschungen oder schwere Verluste, traumatisierende Erlebnisse, familiäre, partnerschaftliche oder berufliche Konflikte, lebensverändernde Umstände wie die Geburt eines Kindes, Entwurzelung durch Flucht oder Migration:
Die Ursachen seelischer Krisen sind so vielfältig wie das Leben selbst. Nicht selten können auch seelische Erkrankungen wie Depression, Angststörung, Sucht, Psychose oder Demenz Auslöser einer Krise sein.
Immer sind Krisen belastende Phasen im Lebensrhythmus. Sie haben für die Betroffenen und ihr soziales Umfeld oft bedrohlichen Charakter. Sie stellen Werte und Ziele in Frage. Meist führen Krisen zu einer Einbuße an Entscheidungsfähigkeit, zu Selbstzweifeln, Verunsicherung und Angst. Kurzum: Krisen können die Welt der betroffenen Menschen auf den Kopf stellen.
Ein Drittel
der Bevölkerung
gerät einmal im
Leben in eine
seelische Krise.
Häufigkeit
Sie sind nicht allein
Laut der DEGS-Studie des Robert Koch-Instituts zur Gesundheit in Deutschland (2012) gerät ein Drittel der Bevölkerung einmal im Leben in eine seelische Krise. Bundesweit leiden zirka sechs Millionen Menschen an einer Depression. Rund zehn Millionen sind von einer Angststörung betroffen. Laut dem DAK-Gesundheitsreport 2018 sind im Jahr 2017 Krankschreibungen aufgrund von seelischen Erkrankungen die zweithäufigste Krankheitsart gewesen.
Im Jahr 2019 mussten 61.264 Menschen in die vorzeitige Rente, weil sie mit schwerwiegenden psychischen Erkrankungen zu kämpfen haben. Das sind knapp 38 Prozent aller neuen Erwerbsminderungsrentner. Betrachtet man allein die weiblichen Betroffenen, fällt dieser Anteil mit 46 Prozent noch größer aus.
Mehr als ein Drittel aller Erwerbsminderungsrenten gingen 2019 auf psychische Faktoren zurück. Quelle: Deutsche Rentenversicherung Bund
Diese Zahlen zeigen: Seelische Erkrankungen zählen zu den häufigsten Krankheitsbildern überhaupt. Allerdings haben belastende Situationen nicht bei jedem Menschen die gleiche Wirkung. Die Widerstandsfähigkeit hängt von vielen Faktoren ab: Persönlichkeit, Lebensumständen, emotionalen Bewältigungsstrategien sowie der körperlichen und seelischen Gesundheit – all das spielt eine Rolle, ob ein Mensch in eine Krise gerät und wie er diese bewältigt.
Risiko und Chance
Die Krise als Chance nutzen
In einer seelischen Krise erleben die meisten Menschen die Grenzen ihrer emotionalen und körperlichen Belastbarkeit. Sie befinden sich in einem Ausnahmezustand – verunsichert, empfindsam, verletzbar. Bewährte Lösungsstrategien und Verhaltensmuster greifen nicht mehr.
Doch Gefährdung und Neuorientierung, Verzweiflung und Hoffnung liegen in der Krise dicht beieinander.
Es ist wichtig, rasch eine Wende herbeizuführen. Sonst besteht das Risiko, dass sich negative Gefühle und Verstimmungen verfestigen und längerfristige seelische, körperliche oder soziale Störungen auftreten können. Wenn es den betroffenen Menschen gelingt, die eigenen Kräfte zu mobilisieren, können sie sogar gestärkt aus der Krise hervorgehen. Es entsteht ein neuer Kontakt zu sich selbst und zu anderen Menschen – mit dem Ergebnis inneren Wachstums und äußerer positiver Entwicklung.
Krisen haben einen Anfang und ein Ende.
Wege aus der Krise
Rechtzeitig gegensteuern
Viele Betroffene brauchen in einer seelischen Krise schnell, unbürokratisch und wohnortnah Hilfe – Hilfe, wie sie die Krisendienste Bayern für die Bürgerinnen und Bürger von Bayern anbieten und vermitteln.
Im Austausch mit vertrauten Personen lassen sich Krisen bisweilen auch ohne therapeutische Hilfe überwinden. Es ist jedoch wichtig, rechtzeitig gegenzusteuern und bei Bedarf fachkundige Hilfe anzunehmen. Denn durch frühzeitige Intervention lässt sich oft eine weitere Zuspitzung der Krise vermeiden und verhindern, dass aus einer Krise eine längere Krankheit wird. Hilfreich ist es meist, Stress und Belastung zu reduzieren und bisherige Lösungsversuche zu überprüfen. Durch fachkundige therapeutische Begleitung gelingt es Menschen in seelischen Krisen wieder realistische Ziele anzusteuern, innere und äußere Ressourcen aufzuspüren und die eigene Widerstandskraft zu stärken.
Viele Betroffene erleben es schließlich als bereichernd und als Zeichen ihrer eigenen Stärke, wenn sie sich rechtzeitig Hilfe geholt haben.